Fast genau in der Mitte der Iberischen Halbinsel befindet sich die Region Kastilien-La Mancha, die mit ihrer Gastronomie zu einer angenehmen Entdeckungsreise für den Reisenden wird. Die Küche dieser Region besteht aus einer großen Vielfalt an herzhaften, traditionellen, aber einfachen Gerichten, die aus grundlegenden Zutaten wie Brot, Fleisch oder Gemüse zubereitet und mit den verschiedenen Sorten Wein, Schafskäse und Desserts der Region genossen werden und uns in eine Zeit versetzen, in der wir ohne weiteres Don Quijote und seinem treuen Diener Sancho Panza begegnen könnten.
Natur, Felder, Hügel, Lagunen und Flüsse, alle haben ihre Spuren in der Küche hinterlassen. Aubergine aus Almagro, Knoblauch aus Las Pedroñeras, Paprika, Tomaten, Olivenöl und Fleisch, sowohl Wild wie auch von der Farm, werden in unvergessliche Gerichte verwandelt, ebenso der Schafskäse, der in Öl gelagert, sogar noch zwei Jahre später verzehrt werden kann.
Wein muss sein
Ein wichtiges Element der Gastronomie ist die Traube, aus der der Wein hier entsteht, dem Spitzengetränk dieser Region, die in Tomelloso die größte Winzergenossenschaft Europas beherbergt. Es gibt verschiedene Herkunftsbezeichnungen: La Mancha, Valdepeñas, Méntrida, Almansa... und die kürzlich dazugekommenen Dominio de Valdepusa und Finca de Elez. Die berühmtesten Weine sind , nicht zuletzt aus literarischen Gründen, jene mit dem Qualitätssiegel La Mancha und Valdepeñas. Rot- und Weißwein werden jung getrunken, nach einem oder maximal zwei Jahren, und ihr Alkoholgehalt beträgt zwischen 11 und 13 Vol.%. Heutzutage bemüht man sich stark darum, gute Crianza Rotweine zu erhalten. Ein Beispiel dafür sind die Weine, die von der Junta de la Comunidad de Castilla-La Mancha die Auszeichnung “Premio Gran Selección 2002” erhalten haben: Rotwein älter als 5 Jahre, Viña Albali Gran Reserva '91; Rotwein älter als 3 Jahre, Torre de Gazate Reserva '98 und Rotwein älter als 2 Jahre, R.V. Ruiz Villanueva '99.Castilla-La Mancha ist das Land der Fuhrmänner und Bauern, wodurch die landwirtschaftlichen Produkte dazu beigetragen haben, der hiesigen Küche ihre persönliche Note zu geben. Auf diese Art und Weise bedarf es lediglich einiger Tomaten, roter und grüner Paprika und ein paar Zucchini, um eine Speise zuzubereiten, die den Status eines Nationalgerichts erlangt hat: der 'Pisto manchego'. Dieser Gemüseeintopf kann warm aber auch kalt serviert werden und taucht in zahlreichen Varianten auf, denn abgesehen von den Grundzutaten hat jeder Koch seiner persönlichen Vorlieben.Erwähnenswert ist auch der 'Asadillo de pimientos rojos', zu dem rote Paprika im Ofen geröstet, in Stücke geschnitten und mit Knoblauch, Tomaten und Olivenöl angemacht werden; der populäre 'Ajoarriero' und der 'Tiznao', stellen eher ein untypisches Beispiel innerhalb der Küche von Castilla-La Mancha dar, da sie Stockfisch zur Grundlage haben, der, nachdem er gesäubert und in kleine Stücke zerpflückt worden ist, gegrillt wird und in einer Tonschüssel mit den immergegenwärtigen Paprika, Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch in köstliche Gerichte verwandelt wird, in denen die landwirtschaftlichen Produkte der Region besonders zur Geltung kommen. Ebenso typisch sind die 'Sopas de ajo', eine Knoblauch-Brot-Suppe, die mit oder ohne Kümmel und Paprikapulver zubereitet wird; die 'Migas de pastor', deren Hauptzutaten in Öl und Knoblauch gebratene Brotkrumen sind, die in Milch aufgeweicht oder mit Schokolade begleitet werden könne oder aber, in ihrer deftigen Version, mit Wurstwaren, Sardinen, Weintrauben, etc., der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, wodurch sich diese 'migas' von denen anderer Regionen wenig unterscheiden.
Deftige und naturbelassene Küche
Auch wenn Gemüse eine der Hauptrollen in der Gastronomie der Mancha spielen, so sind Fleischgerichte auf der Speisekarte nicht weniger wichtig. Ein Beispiel dafür sind die 'Galianos' oder 'Gazpachos manchegos' (nicht mit dem 'Gazpacho andalúz' zu verwechseln), einem Schäfertopf, der aus Brotfladen und jeglichem Geflügel (vor allem Wildgeflügel) zubereitet wird. Diese Gericht sollte man unbedingt probieren, zumal es nur zu bestimmten Jahreszeiten angeboten wird. Aber dies ist nicht das einzige Beispiel. Bei einem Besuch in Toledo kann man die köstlichen geschmorten oder marinierten Rebhühner oder 'Perdices Estofadas' und 'Perdices Escabechadas' kosten. Ebenso spektakulär ist der 'Tojunto', ein Wildkaninchengericht aus Ciudad Real, der 'Morteruelo' aus Schweineleber und Wildgeflügel in Cuenca oder das gebratene Zicklein, 'Cabrito Asado', in Guadalajara.Zum Abschluss eines guten Essens und zum Andenken an diese Region, darf man keinesfalls auf den Nachtisch verzichten. Zu den bekanntesten Gebäcksorten zählen die 'mantecados', ein Schmalzgebäck, die 'bollos de aceite' sowie die 'flores' und 'hojuelas', frittiertes Gebäck mit Honig. Einer besonderen Erwähnung bedarf die 'bizcochá de Alcázar', ein mit Milch getränkter und mit Zucker, Vanillie und Zimt überzogener Fladen, sowie die 'bizcochos borrachos', beschwipste Biskuitkuchen. Ein absolutes Muss ist das Marzipan aus Toledo, ein Erbe der moslemischen Vergangenheit aus Mandeln und Zucker, der Honigkuchen 'alajú' aus Cuenca, Mandelsuppe, 'arrope' (Kürbis oder Obst in Sirup), 'marquesitas', oder Backwerk wie die 'pasteles de Gloria', etc.
Weihnachtsküche aus Kastilien–La Mancha
Zwei Produkte dürfen an diesen Tagen nicht fehlen: Manchego-Käse als Vorspeise und zum Nachtisch Marzipan. Zwar ist der Marzipan in ganz Spanien typisch zu Weihnachten, aber in Kastilien-La Mancha wird er das ganze Jahr gegessen, und in Toledo befinden sich die bekanntesten Hersteller des Landes. Bei den traditionellen Familienessen wird zum Einstieg die beliebte Knoblauchsuppe gereicht.